Woher weiß ich, dass das Tier in Österreich geboren, aufgezogen und verarbeitet wurde?
Wie gestaltet sich der letzte Transportweg für das Tier?
Wie kann ich mir sicher sein, dass die beste Qualität meines Fleisches zweifellos gegeben ist?
Diese Fragen und viele mehr zum Thema Fleischherkunft beschäftigen uns nun seit geraumer Zeit. Fleischaufreger und Skandale tragen dazu bei, unsere Unsicherheiten zu diesem emotionalen und heiklem Thema zu verstärken.
AbHof holt zu diesem Anlass ProduzentInnen vor den Vorhang, die offen und ehrlich darüber sprechen, wie es bei ihnen am Hof zugeht. Dazu haben wir verschiedene regionale Fleischhersteller befragt – Heutiges Interview mit Biohof Edibichl.
15 Minuten mit FLEISCHPRODUZENT Biohof Edibichl
Die Kochers legen Wert auf eine biologische, nachhaltige Landwirtschaft. Das heißt konkret: Synthetische Spritzmittel oder Kunstdünger werden nicht eingesetzt und die Tiere der leben von der Geburt bis zur Schlachtung auf der hofeigenen Weide. Es wird viel Wert auf eine stressfreie Schlachtung in ihrer gewohnten Umgebung gelegt, das den Tieren Schmerzen, Angst und Stress erspart. Das alles wirkt sich positiv auf die Qualität der Ware aus. Im AbHof-Laden vom Biohof Edibichl erhält man neben Bisonfleisch auch Rind-, Puten- und Schweinefleisch vom Haus- und Wollschwein (Mangalitza) – alles in Bioqualität versteht sich!
ABHOF: Beschreibt bitte kurz wie viele Tiere bei euch auf dem Hof aufwachsen.
BIOHOF EDIBICHL: Aktuell haben wir 32 Bisons, 24 Rinder, 38 Gänse und 40 Truthähne sowie 10 Hühner. Wir werden in Zukunft die Anzahl an Rindern noch weiter erhöhen und außerdem werden wir ab nächstem Jahr eigene Eier von unseren Hühnern anbieten können. Für nächstes Jahr sind zusätzlich auch noch eigene Schweine geplant.
ABHOF: Wie wachsen die Tiere bei euch auf?
BIOHOF EDIBICHL: Uns ist es besonders wichtig, dass unsere Tiere gesund und artgerecht aufwachsen können. Wir sind ein Biobetrieb, das heißt unsere Tiere sind die meiste Zeit im Freien und haben viel Platz um sich zu bewegen.
ABHOF: Normalerweise sprechen wir immer über Tiere und ihre Aufzucht. Durch die jüngste Auseinandersetzung mit den Arbeitsbedingungen in Schlachthöfen gerät die Schlachtung in den Vordergrund. Haben euch die nun einer breiteren Öffentlichkeit bekannten Zustände in den Schlachthöfen überrascht?
BIOHOF EDIBICHL: Leider nicht unbedingt. Die Zustände in Schlachthöfen sind schon länger bekannt und wir persönlich sind keine Fans von Schlachthöfen. Unsere Tiere wachsen Bio auf und das wollen wir auch beim Schlachten unserer Tiere, so stressfrei und unkompliziert wie möglich.
ABHOF: Wie sehen die Schlachtbedingungen bei euch aus? Wo schlachtet ihr? Wie läuft bei euch der Transport ab?
BIOHOF EDIBICHL: Wir schlachten ausschließlich selber und direkt bei uns am Betrieb. Unsere Bisons werden per Weideschlachtung geschlachtet, so hören sie nicht einmal mehr den Schuss. Wir haben keine Transportwege dadurch das wir alles selbst bei uns auf dem Hof erledigen können.
ABHOF: Was wäre euer Idealzustand für eure Tiere bzgl. Transport und Schlachtung?
BIOHOF EDIBICHL: Wir hoffen wir haben aktuell schon den Idealzustand für unsere Tiere. Das Wohl unserer Tiere steht für uns an oberster Stelle und daher sind wir laufend bemüht unseren Schlachtablauf zu verbessern. Seit neuestem Schlachten wir zusätzlich mit Schalldämpfer damit die Tiere jetzt nicht einmal mehr den Schuss hören. So können wir garantieren, dass es unseren Tieren bis zum Schluss an nichts gefehlt hat und Sie keine langen Transportwege und Prozeduren auf sich nehmen mussten.
ABHOF: Habt ihr bereits über Hausschlachtung, den sog. „Weideschuss“ etc. nachgedacht bzw. praktiziert ihr so etwas?
BIOHOF EDIBICHL: Bei unseren Bisons ist es garnicht anders möglich, die werden ausschließlich per Weideschlachtung geschlachtet. Für Rinder ist das aktuell noch verboten, allerdings wären wir sehr dafür wenn das zukünftig geändert wird. Unserer Erfahrung nach, ist es für die Tiere die stressfreiste Schlachtmethode.
ABHOF: Worauf achtet ihr bzw. was ist euch persönlich wichtig?
BIOHOF EDIBICHL: Natürlich steht für uns das Wohl der Tiere an oberster Stelle, dicht gefolgt von hohen Hygieneansprüchen. In erster Linie schauen wir, dass es unseren Tieren bis zum Schluss an nichts fehlt und sie bis zuletzt völlig stressfrei leben. Natürlich sind im Anschluss daran hohe Hygienestandards für uns enorm wichtig, damit die gute Qualität des Fleisches erhalten bleibt.
ABHOF: Was sollte eurer Meinung nach an Aufklärungsarbeit zum Thema „Regionaler Fleischkonsum“ noch geleistet werden?
BIOHOF EDIBICHL: Zu diesem Thema gibt es bestimmt noch einiges an Aufklärungsbedarf, nicht zuletzt, wenn man sich die immer häufiger auftretenden Meldungen von den teils katastrophalen Zuständen in Schlachthöfen anschaut. Regionalität ist in Zeiten wie wir sie aktuell aufgrund der Corona-Situation haben ein sehr wichtiger Punkt. In vielen Supermärkten oder Lokalen wird dennoch gerne zu Ausländischem Fleisch gegriffen, obwohl wir in Österreich genug anbieten könnten. Regional einkaufen unterstützt nichtnur die heimischen Bauern und damit die heimische Wirtschaft, gerade in Krisenzeiten ist so eine sichere Versorgung für die Bevölkerung gewährleistet, ganz davon abgesehen, dass es einen positiven Einfluss auf unser Klima hat.
ABHOF: Was sind die großen Herausforderungen der Zukunft?
BIOHOF EDIBICHL: Als Direktvermarkter ist es für uns immer eine große Herausforderung mit den Supermärkten zu konkurrieren. Natürlich ist es einfacher sich seine Lebensmittel bequem alle im Supermarkt zu holen. Leider wird dabei Regionalität oder Bio oft nur klein geschrieben. Viele Produkte haben lange Transportwege zurückgelegt und kommen aus Betrieben mit furchtbaren Zuständen. Gerade beim Fleisch steht oft nur der Preis, nicht aber das Tier im Vordergrund. Für uns ist es wichtig ein Umdenken bei den Menschen zu bewirken. Die meisten alltäglichen Produkte gibt es ganz Regional in der Umgebung, so muss z.B.: kein Fleisch aus Argentinien bezogen werden. Wir sind stehts bemüht unser Sortiment und unsere Vertriebswege zu erweitern um so immer mehr Menschen dazu bewegen zu können, lieber Regional und Bio einzukaufen.
Das möchte ich noch zum Abschluss sagen:
BIOHOF EDIBICHL: Wir hoffen, dass sich zukünftig noch einiges ändert, was die Haltung und auch Schlachtung der Tiere in Österreich betrifft. Ein erster Schritt in diese Richtung, ist zu wissen wo das Fleisch herkommt und unter welchen Bedingungen geschlachtet wird. Am einfachsten ist das natürlich sein Fleisch direkt bei einem heimischen Bauern zu beziehen.