Honig.. die gute alte Süße aus dem Bienenstock, die wir seit Kindheit gerne naschen. Honig zählt weltweit zu den beliebtesten natürlichen Süßungsmitteln und steht für besonderen Genuss, welcher vor allem durch seine zähflüssige Konsistenz und seinem süßlich-intensiven Geschmack möglich gemacht wird.
Doch was passiert, wenn man gar nicht mehr genau weiß, woher die Hauptzutaten für den Honigs stammen?
Wie transparent ist das Ursprungsland meines Honigs wirklich?
Fragliche Herkunft
Aktuell ist es so, dass das Herkunftsland auf dem Etikett zu nennen ist. Kommt der Honig im Glas jedoch aus mehreren Ländern, kann auch „Mischung von Honig aus EU-Ländern und Nicht-EU-Ländern“ angegeben werden. D.h. wenn der Honig aus der EU mit Importhonig wie beispielsweise aus China vermengt wird, muss diese Information nur allgemein auf der Verpackung aufgedruckt sein. Das führt dazu, dass die aktuellen EU-weiten Regeln für Honig, Verbrauchern keinerlei Orientierung ermöglichen, da es an der Kennzeichnung der genauen Herkunft mangelt.
Weshalb es überhaupt zu Honigimport kommt, liegt an der hohen Nachfrage, die nicht alleine durch Honig der heimischen Bienen gedeckt werden kann. Hintergrund sind die großen Preisunterschiede, weil Importhonig aus Drittstaaten oft viel billiger ist. Aufgrund höherer Kosten bei der Produktion können in weiterer Folge EU-Hersteller kaum mit importiertem Honig konkurrieren. Worauf die EU jedoch großen Wert legt und sich damit von so manchem Importhonig mit fraglicher Herkunft abheben kann, ist die Beachtung sowie Fokus von Umwelt- und Qualitätsstandards.
Mittlerweile gibt es auch immer mehr Vorschläge von diversen EU-Ländern, welche eine genauere Angabe der jeweiligen Herkunftsländer beinhalten, um europäische Imker vor der Billigkonkurrenz zu schützen. Die Bewegung in der EU, die Vorgaben zu schärfen, ist also da. Wir wir dazu als Konsumenten beitragen können, ist ein Umdenken beim Einkauf, in dem man bewusst zu regionalem Honig greift und auf diese Weise gleichzeitig österreichische Imkerbetriebe unterstützt. Ein paar können wir von AbHof euch mit voller Überzeugung weiterempfehlen:
Regionale Alternativen
- Wiener Bezirksimkerei aus Wien
- Manninger Honiggenuss aus der Steiermark
- Imkerei Neber aus der Steiermark
Im Gespräch mit der Wiener Bezirksimkerei
ABHOF: Was haltet ihr von der aktuell mangelnden Herkunftsland-Kennzeichnung auf den Honig-Etiketten? Wie geht ihr damit um bzw. was ist euer Gedanke dazu?
WIENER BEZIRKSIMKEREI: Die mangelnde Herkunftsbezeichnung auf Honig ist problematisch, da KundInnen keine Chance auf Nachvollziehbarkeit haben. Besonders zu Zeiten wie diesen, wo wir gemeinsam daran arbeiten müssen, unsere Erde vor massiveren Schäden durch die Klimakatastrophe zu bewahren, muss es für alle Konsumenten möglich sein zu erfahren, woher die Produkte stammen. Damit zusammen hängt ja nicht nur der ökologische Fußabdruck eines Produktes , sondern Regelungen und Bestimmungen zu Tierhaltung, Verarbeitung und Kontrollen. Ein wichtiger Teil unserer Arbeit liegt somit auch in unserem selbstauferlegten Bildungsauftrag. Wir versuchen unsere KundInnen und PartnerInnen über diese Dinge aufzuklären.
ABHOF: In der EU gibt es ja die Bewegung, die Vorgaben bzgl. der fehlenden Herkunftskennzeichnung zu schärfen. Was sind eurer Meinung nach, die Herausforderungen auf die wir in der Zukunft stoßen werden?
WIENER BEZIRKSIMKEREI: Die Herkunftsbezeichnungen sind für kleine lokale ProduzentInnen ein sehr wichtiges Thema. Und ja, wir befürworten die verschärften Vorgaben natürlich! Wir kommen dem jetzt schon nach. Wenn sich aber nicht alle daran halten müssen, kann der Konsument nicht informiert entscheiden. Industrie und Gastronomie wehren sich, wobei die Komplexität wohl nur Vorwand ist, billig irgendwo beschaffte Lebensmittel weiter verwenden zu können.
ABHOF: Habt ihr selbst Ideen zu möglichen Lösungsansätzen? Wenn ja, welche und warum?
WIENER BEZIRKSIMKEREI: Ein Blick auf Italien z.B. beim Honig zeigt, dass es dort schon ganz klar ist, dass beispielsweise bei Mischhonigen im Handel ALLE Herkunftsländer der Mischung im Verhältnis angegeben werden. Es geht also durchaus. Zumindest die überwiegenden Zutaten sollten herkunftsmäßig bestimmt sein. Das unselige “Aus EU/Nicht-EU Ländern” ist jedenfalls keine valide Bezeichnung der Herkunft. Denn dass die Zutaten von der Erde und nicht vom Mars kommen, dürfte klar sein.
ABHOF: Beschreibt bitte kurz wie die Bienen bei euch in der Wiener Bezirksimkerei gezüchtet werden.
WIENER BEZIRKSIMKEREI: Wir unterliegen einerseits den Bestimmungen und Vorgaben unseres BIO-Zertifikats aber selbst darüber hinaus ist es uns ein persönliches Anliegen unseren Bienen ein möglichst wesensgerechtes Leben zu verschaffen. Unsere Bienen leben in Holzbeuten, welche meist auf Gebäudedächern stehen. So können Menschen und Bienen in der Stadt friedlich co-existieren, da sie voneinander nur wenig mitbekommen. Stadtbienen haben gegenüber Landbienen noch einen weiteren entscheidenden Vorteil: sie müssen mit bedeutend weniger Spritzmittelbelastung kämpfen, welcher am Land durch die intensive Landwirtschaft gegeben ist. Außerdem finden unsere Bienen in Wien einen äußerst reichlich gedeckten Tisch vor. Wien weißt nämlich die höchste Biodiversität Österreichs auf! Eine hohe Biodiversität macht ein Ökosystem resilienter und somit sind unsere Bienen gesünder und wir müssen viel seltener mit Ernteausfällen rechnen.
Wusstest du…?
Ein Bienenvolk ist ein Superorganismus, man nennt ihn auch „Bien“. Nicht das Individuum führt zum Erfolg sondern nur alle zusammen können überleben. Auf diese Weise ist ein Bien auf gewisse Art und Weise auch unsterblich, er erneuert sich stetig. Als Imker greifen wir hier nur auf solche Weise ein, als dass wir ein Volk z.B. teilen und dem neuen Volk eine Königin zusetzen. Dabei achten wir auf genetische Eigenschaften der Königin (denn all ihre Töchter kommen nach ihr) wie Honigleistung, Widerstandskraft gegenüber Krankheiten und Sanftmut.
ABHOF: Worauf achtet ihr besonders bzw. was ist euch persönlich wichtig?WIENER BEZIRKSIMKEREI: Nebst sorgsamem Umgang mit unseren Bienen ist uns Umsichtigkeit in unserer gesamten Betriebsweise wichtig. Wir haben uns Regionalität und Nachhaltigkeit auf die Fahnen geheftet und wollen dem so gut wir es können und schaffen, nachkommen. Mit unseren Produkten und Partnern in Wien stärken wir die lokale Wirtschaft und bieten den WienerInnen Erzeugnisse aus ihrer direkten Nachbarschaft. Wir sind ein offenes Buch: man kann jederzeit zu uns Kontakt aufnehmen und mit uns plaudern und Gedanken austauschen. Um das zu erleichtern bieten wir beispielsweise auch unsere Stadtbienen-Touren an, wo an auch gleich auf Tuchfühlung gehen kann mit unseren Bienen.
